Geschichte und Technik:
Der Anfang
Als Nachfolger der von 1948 bis 1956 in 549
Exemplaren (für die CSD) gebauten Triebwagen der Baureihe M131.1,
welche von Design sowie Innenausstattung längst nicht mehr zeitgemäß
waren, wurde ab Mitte der 1970er Jahre ein moderner zweiachsiger
Schienenbus gefertigt. Die beiden Prototypen wurden als M151.0001 und
0002 bezeichnet und im Jahre 1973 auf die Schienen gestellt. Ab 1975
wurden bis ins Jahr 1984 hinein insgesamt 678 Serienfahrzeuge der
Baureihe M152 (heute: Baureihe 810) gebaut, davon zwei breitspurige
Fahrzeuge(M152.5001, 5002). Dies bedeutete zwar einerseits das Ende
der Baureihe M131.1 aber auch die mittelfristige Rettung der
Nebenbahnen in der Tschechoslowakei.
Außerdem wurden die Triebwagen von 1979 bis 1986 in
geringfügig modifizierter Form in 205 Exemplaren nach Ungarn
geliefert. Dort sind sie als Baureihe 117 (vormals Bzmot) im Einsatz.
Allerdings gibt es dort keine komplett unmodernisierten Triebwagen
mehr. Auch die Ungarische Privatbahn GySEV erhielt 1981 zwei Bzmot,
diese bekamen die Nummern 501 und 502. Beide Fahrzeuge wurden 1989 an
die MÁV abgegeben, die sie als Bzmot 206 und 207 einreihte. Bei der
Modernisierung wurden daraus Bzmot 324 und 376.
Die Entwicklung in jüngerer Zeit und
Umbauprogramme
Die Vorserienwagen sind nicht mehr im Planeinsatz.
M152.0002 (810 002) ist betriebsfähig beim CD-Museum in Luzna u
Rakovnika.
Von den Serienfahrzeugen sind in der Tschechischen
Republik immer noch sehr viele Exemplare im Einsatz. Bis ins Jahr
1990 gab es nur ganz wenige unfallbedingte Ausmusterungen (810 125,
154, 203, 280, 360 sowie 378, später dann 810 061, 175, 186, 514 und
527).
Die ersten "planmäßigen" Abgänge waren die
slowakischen 810 003, 019, 063 und 064 welche modernisiert und in 811
024 bis 027 umgezeichnet wurden. Anschließend wurden in beiden
Ländern mehrere (auch dringend notwendige) Umbauprogramme
durchgeführt. Diese sind auch weitestgehend abgeschlossen. In
Tschechien gab es einen Umbau von 28 Fahrzeugen für den
Einmannbetrieb (neu: Baureihe 809), eine Minimalrekonstruktion mit
neuer Inneneinrichtung (Baureihe 811, 2 Fahrzeuge) sowie eine
De-Luxe-Modernisierung von 810 613 in 812 613 ("Esmeralda"). Zu
diesem Fahrzeug wurde auch ein Steuerwagen aus einem 010-Beiwagen
gebaut, dieser heisst 912 001. Die jüngste Unterart auf tschechischen
Gleisen ist ein Gelenktriebwagen (Baureihe 814), welcher aus je einem
810 und einem Beiwagen (in der zweiteiligen Variante) oder aus zwei
Trieb- und einem Beiwagen (die dreiteilige Variante) gefertigt wurde.
Auch die slowakischen Eisenbahnen waren darauf bedacht, ihre
Triebwagenflotte zu modernisieren. Die 810er behielten nach der
Rekonstruktion in die Baureihe 812 (Solotriebwagen) und 813.0 (die
Gelenkvariante) größtenteils ihr äußeres Erscheinungsbild, vom
Neulack und den automatischen Türen abgesehen. Innen bekammen sie
eine moderne Einrichtung. Hier ist die jüngste Variante die Baureihe
813.1, ein Gelenktriebwagen mit überarbeitetem Äußeren.
Die modernisierten Fahrzeuge gehören längst zum
gewohnten Bild auf den tschechischen und slowakischen Nebenbahnen und
haben in einigen Gebieten Tschechiens und der gesamten Slowakei die
originalen 810er bereits vollständig verdrängt.
Quo vadis 810?
Dass auch zu Beginn des 21sten Jahrhunderts in
Böhmen und Mähren noch so viele Lokalbahnen existieren, liegt neben
den guten verkehrspolitischen Vorzeichen einzig und allein an den
"Brotbüchsen" und der daraus resultierenden Möglichkeit, die
Lokalbahnen kostengünstig zu betreiben.
Trotzdem ist nach über 40 Einsatzjahren die Zeit
gekommen, sich über Ablösung der originalen 810er Gedanken zu machen.
In der Slowakei ist man hier schon einen Schritt
weiter. Original-810 werden schon seit einigen Jahren nicht mehr
planmäßig eingesetzt und zum Ende des Jahres 2016 wurden die letzten
bis dahin noch betriebsfähigen Exemplare abgestellt.
Doch wie geht es auf tschechischen Gleisen weiter?
Der Umbau der BR 810 zur BR 814 ist abgeschlossen. Es ist daher
momentan nicht davon auszugehen, dass die Baureihe 810 in den
nächsten Jahren komplett von den böhmischen und mährischen
Schienensträngen verschwinden wird. Das größte Problem der Baureihe
810 ist aus betrieblicher Sicht der fehlende Steuerwagen sowie die
fehlende Mehrfachsteuerung. Bei Beiwagenbetrieb muss an den
Streckenenden aufwendig umgesetzt werden. Ein zweiter Triebwagen ist
auch nicht die optimale Lösung, denn diesen muss auch ein zweiter
Lokführer steuern. Daher sind Einsätze von Zügen aus
Triebwagen+Beiwagen bereits ziemlich selten geworden.
Die Planeinsätze der Baureihen 809 und 810
waren mit insgesamt knapp 150 täglich eingesetzten Triebwagen in den
vergangenen Jahren auf relativ konstantem Niveau. Wie die Zweiachser
zukünftig eingesetzt werden, wird zwischen den Bezirken
unterschiedlich sein und ist abhängig davon, wie lange man auf
flächendeckenden Schienenverkehr setzt, ob dieser auch in Zukunft
durch die Staatsbahn CD betrieben wird und wie viele Neufahrzeuge man
sich leisten kann und will. Ein größerer Einschnitt ist zum
Fahrplanwechsel im Dezember 2019 zu erwarten, wenn landesweit eine
größere Menge an Zugleistungen an die Anbieter RegioJet, Leo Express
und Arriva geht.
Ein umfangreiches Rückzugsgebiet werden die kleinen
Stichstrecken, auf denen die Fahrzeuge dann auch meist im
Einmannbetrieb, d.h. ohne Zugbegleiter, unterwegs sind.
Skizze des 810 (Quelle: ZM - altlas vozidel
2003, Motorové vozy a jednotky CD a ZSSK)
Gebaut bei... |
Vagonka Studenka |
Baujahre... |
1973 bis 1984 |
Spurweite... |
1435 mm (678* M152.0 + alle Bzmot), 1520
mm (2 Fahrzeuge BR 810) |
Antrieb... |
A'1' |
Höchstgeschwindigkeit... |
80 km/h |
Leistung... |
155 kW |
Länge über Puffer... |
13,97 m |
Sitzplätze... |
55 |
Spitznamen... |
Kúfr, Orchestrion, Brotbüchse, ... |
Verschiedene Farbvarianten:
|
Der Ursprungslack: einige Museumsfahrzeuge
bzw. ex-slowakische 810 bei den CZ-Privatbahnen sowie 674II
(ZSCS) |
|
Altlack in der tschechischen Version:
immer noch an 810 191 zu bewundern |
|
Diese Farbgebung war um die Wendezeit
aktuell. Nur noch an 810 271 und 809 281 (modernisiert) |
|
Der "ODS-Lack" (= tschechische Partei),
noch bei 810 368 |
|
Diesen Lack trug nur 810 433, mittlerweile
umlackiert |
|
Nur bei Viamont: 810 205 - mittlerweile
zur Regionova umgebaut |
|
Nur bei der Zeleznice Desna: 810 141, 221
und 435, alle drei Fahrzeuge wurden an AŽD Praha verkauft und
wurden dort umlackiert. |
|
Lange Zeit die Einheitsfarbe der
tschechischen Brotbüchsen, wird jetzt langsam vom Najbrt-Look
verdrängt |
|
Der neue tschechische Lack: CI aus dem
"Studio Najbrt" |
|
Der neue slowakische Lack: CI aus dem "001
Studio". |
|
Der ursprüngliche Lack der slowakischen
811.. |
|
.. und 812 |
|
Tschechischer Modernisierungsprototyp
"Esmeralda": 812 613 |
|
Das Outfit der
Regionova, einige Fahrzeuge sind ebenfalls bereits im
Najbrt-Lack im Einsatz |
|
Auch die slowakische Variante als
Gelenktriebwagen darf natürlich nicht fehlen... Baureihe 813 |
Blick ins Innere...:
|
Wird langsam selten: das rustikale
Ursprungsoutfit. |
|
In Form und Festigkeit unverändert,
aber mit neuen, freundlicheren Stoffbezügen fahren einige
810er durch tschechische Lande. |
|
Dieses Gestühl gibt es auch in
türkis... |
|
... und kunterbunt :) |
|
Ziemlich viele tschechische
810er haben diese Bestuhlung verpasst bekommen. Sieht gut aus
und ist bequem. |
|
Die Slowakischen Rekos der Baureihen
811 und 812 verfügen ebenfalls über türkise Polster, jedoch
zusätzlich mit Einzelkopfstützen. |
|
Die Inneneinrichtungen des Prototyps
Esmeralda ... |
|
..und der Serien-Regionovas
unterscheiden sich nur noch geringfügig. |
|
Das Gestühl der ungarischen Bzmot. |
|
In den InterPici-Bzmot geht es
dagegen schon fast luxuriös zu. |
|
Modernisierungen: Slowakei
Bereits ab 1995 begann bei der Slowakischen Eisenbahn das umfangreiche Programm zur
Modernisierung der zweiachsigen Triebwagen. Den Anfang machte die
Baureihe 811. In Zvolen und Vrutky wurden erst
einmal 23 Triebwagen aus 010er Beiwagen erschaffen, um mittels
zusätzlicher Triebwagen schrittweise die Altbautriebwagen der
Baureihen 830, 850 und 851 ersetzen zu können. Die Fahrzeuge 811 024
bis 027 entstanden aus Triebwagen der Baureihe 810. Dieses
Umbauprogramm war 1998 abgeschlossen.
Die Nachfolge trat ab 2001 die Baureihe 812 an. Bis
2007 wurden insgesamt 64 Fahrzeuge modernisiert, einige Triebwagen
entstanden ebenso wie bei den 811ern aus Beiwagen, bei dem
überwiegenden Teil waren allerdings Triebwagen selbst die
Spenderfahrzeuge.
Von 2006 bis 2010 folgten noch einmal 44+2 neue Triebwagen der Baureihe 813. Dabei handelt es sich um einen
Gelenktriebwagen aus Triebwagen und Steuerwagen (813+913). Zwei der
Fahrzeuge sind aus Tschechien von GW Train Regio reimportiert, da
diese mit den Fahrzeugen unzufrieden waren.
Nachträglich wurden 2017 bei ŽOS Zvolen noch acht Triebwagen der
futuristisch anmutenden Unterart 813.11 bestellt,
welche seitdem um Zvolen im Einsatz sind.
Die unmodernisierten 810er sind daher nicht mehr im Einsatz.
Mittlerweile stehen ebenfalls die Triebwagen der Baureihe 811 kurz
vor der Ablösung.
Tschechien
Die Modernisierung der Zweiachser lief beim
nordwestlichen Nachbarn deutlich schleppender an. Erst 2006 begann
die serienmäßige Rekonstruktion der Baureihe 810.
Bei dem zwischen 1994 und 1996 durchgeführten Umbau von 28 Triebwagen
in die Baureihe 809 handelt es sich nicht um eine
Modernisierung im eigentlichen Sinne. Die Triebwagen behielten ihren
Motor und auch die spartanische Inneneinrichtung, selbst die
Ordnungsnummer wurde nicht geändert. Es erfolgte lediglich eine
technische Anpassung, dass die Triebwagen im schaffnerlosen Betrieb
genutzt werden können.
Zwei Triebwagen erhielten 1997 bei PARS in Šumperk eine
Sparmodernisierung in Form einer Remotorisierung, einer neuen
Inneneinrichtung und der Umzeichnung in die Baureihe 811
mit gleicher Ordnungsnummer. Die beiden Triebwagen sollten allerdings
Einzelgänger bleiben und sind bereits nicht mehr im Einsatz. Ein weiteres Unikat wurde in Form von
"Esmeralda" geschaffen, dem einzigen zur Baureihe 812
rekonstruierten Triebwagen. Der Luxusumbau mit komplett neuer Front,
Übersetzfenstern, neuem Motor und neuer Inneneinrichtung entstand
2001 ebenfalls bei PARS in Šumperk. Mit nur 38 Sitzplätzen in
2+2-Bestuhlung hat der 812 613 allerdings eine sehr geringe Kapazität
und dürfte als Solotriebwagen kaum einsetzbar sein. 2002 wurde zwar
noch ein passender Steuerwagen (912 001) gebaut, zur Modernisierung
weiterer Fahrzeuge nach diesem Umbaukonzept kam es jedoch nicht.
Drei Jahre später wurde der Prototyp eines Gelenktriebwagens
vorgestellt, die Baureihe 814 ("Regionova"). Das
Fahrzeug entstand aus je einem Triebwagen der Baureihe 810 und einem
Beiwagen und erinnerte in der äußeren Form an 812+912. Ab 2006 begann
der Serienumbau, 2007 kam noch eine dreiteilige Variante hinzu (zwei
Trieb- und ein Beiwagen, als Baureihe 814.2
bezeichnet). Für die Lokalbahnen war somit eine neue Ära eingeläutet.
Erstmals gab es auch für die Nebenstrecken ein modernes Fahrzeug,
welches in der Beschaffung deutlich preiswerter war, als die
verschiedenen Neubautriebwagen namhafter Hersteller aus Westeuropa.
Im Januar 2010 verließ der 100ste zweiteilige 814 die Šumperker
Werkshallen. Seit Dezember 2012 ist das Umbauprogramm abgeschlossen.
Die 210 zweiteiligen und 26 dreiteiligen Triebwagen mittlerweile auf
den Regionalstrecken im ganzen Land präsent.
Einen Triebwagen der Baureihe 814 gab es auch bei
der privaten Železnice Desná in Šumperk. Das Fahrzeug hört auf die
Nummer 814 501. Da zum Fahrplanwechsel im Dezember 2016 die
Gesellschaft sämtliche Zugleistungen verlor, ist dieser Triebwagen
nicht mehr planmäßig im Einsatz.
Für die Baureihen 809 und 810 hat
man sich mittlerweile für eine Sparmodernisierung entschieden. Für
den Fahrgast war die spartanische Inneneinrichtung Leidensgrund
Nummer 1, somit bekommen die verbleibenden unmodernisierten
Triebwagen im Zuge der Hauptuntersuchungen neue Sitze spendiert.
Einige Fahrzeuge haben sogar Übersetzfenster und ein
Fahrgastinformationssystem bekommen. Im Bezirk Mährisch-Schlesien
sollen ab 2019 19 Fahrzeuge mit Klimaanlage, Steckdosen und WiFi fit
für die Zukunft gemacht werden.
Ungarn
In den 1990er Jahren wurden sämtliche Bzmot
modernisiert, das heißt mit einem neuen Motor ausgestattet und mit
bequemen Gestühl versehen. Die Fahrzeuge wurden erst als Bzmot.3
bezeichnet, als die Nummern nicht mehr ausreichten waren die 200er
Nummern dran, irgendwann dann auch die 100er. Dadurch entstand beim
Umzeichnen ein schöner Nummernsalat...
Die Luxusmodernisierung der Bzmot nennt sich "InterPici". Die
Fahrzeuge wurden gebaut, um Zubringerleistungen zu den
InterCity-Zügen zu fahren. Mittlerweile sind die modernen Fahrzeuge
der Baureihe Bzmot.4 allerdings nur noch auf
den Lokalbahnen zu finden.
Einen Gelenktriebwagen gibt es in Ungarn natürlich auch. Die
Baureihe 6312 existiert bis jetzt allerdings nur als
Baumuster
|