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Unterwegs mit der Baureihe 809
Die Nebenbahnen zwischen Prag und Louny |
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Etwa auf dem halben Weg zwischen Prag und Usti nad Labem
befindet sich ein recht unscheinbarer Landstrich. Die sprichwörtlichen
Böhmischen Dörfer. Hier gibt es bis heute ein recht dichtes Netz von nicht
elektrifizierten Eisenbahnstrecken. Befahren werden fast alle diese Strecken von
der Baureihe 809 der Einsatzstelle Louny, welche zur PJ Rakovnik des DKV
Plzen gehört. Das
Einsatzgebiet reicht von Čelakovice über Kralupy nad Vltavou bis Roudnice nad
Labem und Louny. Am Wochenende gelangen die Einmann-Kúfr sogar bis nach Prag und
pendeln auf dem "Městska Linka" zwischen Roztoky u Prahy und Praha-Hostivař. Auf dieser Seite sollen die von der Baureihe
809 befahrenen Strecken zwischen Elbe, Moldau und Eger vorgestellt werden.
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Pod Řipem - Nebenbahnen um Straškov |
Folgt man dem Lauf von
Moldau und Elbe erreicht man die schöne Stadt Roudnice. Mit 13.500
Einwohnern ist sie die größe Stadt im Umkreis und das touristische
Potenzial beschränkt sich nicht ausschließlich auf das Schloss und
die alte Architektur. In der näheren Umgebung erhebt sich der 455m
hohe Berg Řip markant über der sonst recht flachen Gegend. An
dessen Fuße schlängeln sich zwei Nebenbahnen durch die Landschaft,
die selbst für tschechische Verhältnisse einen sehr urtypischen
Charme behalten haben.
Dabei handelt es sich um die Strecken Roudnice nad Labem - Zlonice und
Vraňany - Libochovice, die sich in Straškov
treffen. Im Kursbuch der Tschechischen Bahn findet man die
Strecken unter den Tabellennummern 095 und 096. Zwar kann man auch im
Jahr 2017 werktags von diesem Nebenbahnknoten aus noch in alle vier
Richtungen fahren, doch ist in Richtung Westen für die Triebwagen
bereits nach zwei Kilometern Schluss. Auch nach Süden, auf der Strecke
nach Zlonice, ist das Angebot eher ein Schatten seiner selbst. Zwei mal
je Richtung wird hier werktags warme Luft durch die dünn besiedelte
Landschaft gefahren.
Nach Vraňany offenbart das Kursbuch
werktags ein recht vernünftiges Angebot, doch auch hier lässt der
Besetzungsgrad der Züge zu wünschen übrig. Einzig die Triebwagen
auf dem Ast nach Roudnice erfreuen sich einem nennenswerten Zuspruch. Die Geschichte beider Strecken möchte ich
hier nur kurz anreißen. Die ältere der beiden Strecken ist die
Verbindung von Roudnice nach Zlonice. Eröffnet wurde die eingleisige
Nebenbahn im Jahr 1900. Sieben Jahre später folgte die Strecke Vraňany
- Libochovice. Bei letzterer Strecke ist vor allem die Entwicklung in den letzten
30 Jahren sehr interessant.
Das Auf und Ab begann am 1.6.1985. Mit
Inkrafttreten des Fahrplanes 1985/86 wurde der Zugverkehr zwischen
Libochovice und Straškov aufgrund des schlechten Streckenzustandes
eingestellt. Ab 1986 wurde die Strecke rekonstruiert, allerdings in
geringerem Umfang als erst vorgesehen. Der Personenverkehr wurde wieder
aufgenommen, aber in reduzierter Form.
Zum Beginn des Jahresfahrplans 2007 wurde auf dem selben Abschnitt
erneut der planmäßige Personenverkehr eingestellt, da der Ústecký kraj
den Zugverkehr auf dieser Strecke abbestellte. Der letzte Zug fuhr am
09.12.2006. Doch auch diesmal war der Abschied nicht endgültig,
zumindest für die zwei Kilometer von Straškov nach Račiněves,
wo mittlerweile wieder regulärer Personennahverkehr angeboten
wird.
Wie sieht es um die Zukunft der Strecken um Straškov aus? Der Blick ins
Kursbuch für das Jahr 2012 verrät bereits einiges. Die noch betriebenen
aufkommensschwachen Abschnitte wurden mittlerweile als Kursbuchtabelle
095 Vraňany - Straškov - Zlonice
zusammengefasst. Erwähnenswertes Beförderungsaufkommen existiert nur auf
den ersten drei Kilometern von Vraňany nach
H.Beřkovice. Werktags fahren hier 12
Zugpaare, 8 davon weiter bis Straškov, am Wochenende sind es nur drei
Zugpaare auf der Gesamtstrecke Vraňany -
Straškov. Trotz der günstigen Lage der Haltepunkte bleiben die
Triebwagen der Baureihe 809 - die übrigens um Straškov ausschließlich
zum Einsatz kommen - meist recht leer. Da eine signifikante Steigerung
der Fahrgastzahlen auch unter einer Verbesserung des Angebotes nur
schwer zu realisieren sein dürfte, wird hier wohl früher oder später der
Hammer fallen. Diese Einschätzung deckt sich mit den Bestrebungen des
Ustecky kraj, der hier mittelfristig die Leistungen abbestellen möchte.
Bei dem Abschnitt nach Zlonice muss man ob der zwei werktäglichen
Zugpaare und der kaum zweistelligen Reisendenzahlen pro Tag doch eher
fragen, welchen Zweck dieser Alibiverkehr hat. Mit jeder
Fahrplanvorschau in den letzten Jahren erwartete man hier eine leere
Tabelle, doch bis jetzt fahren die Triebwagen noch... Einen Besuch an
der Strecke sollte man trotzdem nicht mehr ewig vor sich herschieben.
Einzig für die Verbindung nach Roudnice sieht es nicht ganz so düster
aus. Hier werden die Triebwagen der Baureihe 809 noch eine Weile rollen,
der Ustecky kraj hat sogar den parallelen Busverkehr ausgedünnt um die
Nachfrage auf der Schiene zu erhöhen. Nun aber zum fotografischen
Teil...
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Die Strecke Kralupy n.Vlt. - Velvary |
Gerade einmal fünf Kilometer Luftlinie südlich von Černuc (gelegen
an der Strecke Straškov - Zlonice) liegt die 3000-Einwohner-Stadt
Velvary. Diese ist per Bahn nahezu stündlich aus Kralupy nad
Vltavou zu erreichen. Die 1882 eröffnete zehn Kilometer lange Stichstrecke
(eigentlich nur 7,2km ab dem Vorstadtbahnhof von Kralupy) wird
im Jahresfahrtplan 2017 werktags von 18 Zugpaaren befahren.
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Kralupy n.Vlt. - Louny und Hostivice - Podlešín |
Ob die KBS 110 Kralupy - Louny unter die Rubrik Nebenbahn fällt,
darüber lässt sich sicherlich streiten. Zwar ist die 63km lange
nicht elektrifizierte Strecke eher wie eine eingleisige Hauptbahn
trassiert und es gibt immernoch Eilzüge der Relation (Most -)
Louny - Prag über diese Verbindung, doch wird ansonsten der
Betrieb praktisch ausschließlich mit Solo-809ern abgewickelt, von
ein paar HVZ-Leistungen Kralupy - Slany abgesehen. Außerdem
verläuft die Strecke nördlich von Slany durch weites Land, fernab
größerer Orte, verglichen mit der Luftlinie zwischen beiden Orten
sehr ungünstig trassiert. Das Verkehrsbedürfnis hält sich hier
dementsprechend in Grenzen, was zur Folge hat, dass die Strecke
bereits mehrfach in der Diskussion um die Abbestellung der
Verkehrsleistungen war.
Definitiv in die Rubrik "Nebenbahn" gehört die Strecke Hostivice -
Středokluky - Podlešín. Dafür fahren hier keine 809er, sondern im
sommerlichen Ausflugsverkehr die Wendezuggarnitur mit 812 613 und
außerdem im Pendelverkehr Hostivice - Středokluky unter anderem
die Baureihe 810.
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Die Strecke Vraňany - Lužec n.Vlt. |
Gerade einmal drei Kilometer lang ist diese Stichstrecke, welche
die Ortschaft Lužec nad Vltavou (ca. 1500 Einwohner) mit der
Hauptstrecke Prag - Usti verbindet. Für den Güterverkehr wurde die
Strecke im Jahr 1887 eröffnet, Personenverkehr findet seit 1929
statt. In den letzten Jahren fahren die Personenzüge nur noch an
Werktagen, im Jahr 2017 immerhin 11 Zugpaare.
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Die Strecken Kralupy n.Vlt. - Neratovice und Neratovice - Čelákovice |
Die letzten beiden Nebenbahnen im Einsatzrevier der Baureihe 809
sind die Kursbuchstrecken 092 und 074, welche trotz ihrer zur
Hauptstadt Prag tangentialen Lage recht gut frequentiert sind.
Daher ist hier auch auch abschnitts- bzw. zeitweise sogar ein
Stundentakt im Angebot. Fotomotive sind jedoch auf beiden Strecken
im vergleich zu den anderen Strecken
recht dünn gesät.
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